Schräge Buchtitel: „22 Zentimeter Zärtlichkeit“

Hat Johannes Mario Simmel einen Porno geschrieben? Wieso hilft Müsli im Fall eines Super-Gaus? Ich habe die kuriosesten Buchtitel der letzten Jahrzehnte ausgegraben.

Platz 7: Tor Åge Bringsværd – Die Frau, die allein ein ganzer Tisch war

Wir wissen alle: Normalerweise besteht ein Tisch aus mindestens vier Frauen. Durchaus verständlich also, wenn es der norwegische Schriftsteller Tor Åge Bringsværd für erwähnenswert hielt, dass sein Tisch mit einer einzigen auskommt. Aber vielleicht handelt es sich ja um eine Transformers-Dame?

Platz 6: Josef Kleindienst – An dem Tag, als ich meine Friseuse küsste, sind viele Vögel gestorben

Ein folgenschwerer Kuss. Eine ornithologische Katastrophe. Die Grundzüge der Handlung sind schon mal umrissen. Nur das ‚Warum‘ bleibt leer im Raum stehen – bis wir den Roman kopfschüttelnd wenden und erfahren: Der Hauptcharakter hat absichtlich eine Spam-Mail geöffnet. Macht Sinn.

Platz 5: Jan Faktor – Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des Heiligen Hodensack-Bimbams von Prag“

Kenner der Kirchengeschichte wissen: Was Notre-Dame sein Glöckner, ist Prag der Heilige Hodensack-Bimbam. Als „erotischer Entwicklungsroman über Widerstände, Schmutz und Schönheit“ angekündigt. Könnte aber auch ein kurzer Abriss der Geschichte der Tschechischen SM-Szene sein.

Platz 4: Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg – Die ungewöhnlichen Abenteuer des Julio Jurenito und seiner Jünger: Monsieur Delhaye, Karl Schmidt, Mister Cool, Alexei Tischin, Ercole Bambucci, Ilja Ehrenburg und des Negers Ayscha in den Tagen des Friedens, des Krieges und der Revolution in Paris, Mexiko, Rom, am Senegal, in Kineschma, Moskau und an anderen Orten, ebenso verschiedene Urteile des Meisters über Pfeifen, über den Tod, über die Liebe, über die Freiheit, über das Schachspiel, das Volk der Juden, Konstruktionen und einige andere Dinge.

Kaum zu glauben, dass dieser Titel tatsächlich auf ein Buchcover passte: Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – selbst im deutschen Verlagswesen. Schon bevor der Leser überhaupt die erste Seite dieses russischen Romans aufgeschlagen hat, weiß er schon ziemlich genau, wohin es die Titelfigur in der Geschichte verschlagen wird. Für Spoiler-Fanatiker ist das nichts – aber wer den Inhalt eines Buches gerne nach seinem Einband beurteilt, liegt hier genau richtig.

Platz 3: Jack Kornfield – Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen.

Nirvana erreicht – und dann? Zurück zu den profanen Aufgaben des Lebens! Endlich mal ein pragmatischer Ansatz für alle, die sich auf der höchsten Stufe des Seins ziellos fühlen.

Platz 2: Kurt Meyer – Geweint wird, wenn der Kopf ab ist.

Erst schmunzelt man über die harten Erziehungsmethoden im Hause Meyer, dann bleibt einen das Lachen im Halse stecken: Der Vater des Autors war Generalmajor der Waffen-SS – mit diesem 1998 veröffentlichten Buch versuchte Meyer, seine Familiengeschichte zu verdauen.

Platz 1: John W. Trimmer – Wie man Riesenschiffen aus dem Weg geht.

Einfach aus dem Wasser gehen? Aber bitte, so einfach ist es dann doch nicht! Sagt jedenfalls Ratgebergott John W. Trimmer und der weiß Bescheid. „Das Buch hält grundsätzlich, was es verspricht! Ich hatte seit 1993 keinen Zusammenstoß mit einen Großschiff“ freut sich ein Rezensent auf Amazon, mokiert aber, dass der Autor seither keine Aktualisierung seiner Daten geliefert hat. Beim Ausweichen vor schwimmenden Post-1993-Kolossen helfe „nur das Glück“. Soviel geballtes Ratgeberwissen durfte nicht unprämiert bleiben: 1992 erhielt der Autor den Diagram-Preis für den skurrilsten Buchtitel. Alle weiteren Träger der seit 1978 vergebenen Auszeichnung finden Sie hier.

Und wer jetzt noch immer nicht genug hat – die Seite „Bored Panda“ sammelt seit einigen Jahren die schlechtesten Buchcover und -titel aus dem englischsprachigen Raum. 40 völlig abstruse Einträge sind mittlerweile zusammengekommen, unter anderem das Kinderbuch „Mommy Drinks because you’re bad!“ und der Selbsthilfeklassiker für Kannibalen, „Eating People is Wrong“.

Dieser Artikel ist ursprünglich am 23. April 2014 auf stern.de erschienen.

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