Summa Rum Laude – ein Textsuchspiel

Einen kleinen Jungen mit Ringelmütze kann jeder suchen: Herzlich willkommen beim „Wo ist Walter für Versoffene“, dem großen Rum-Suchspiel! Findet ihr alle Rum-Anspielungen, die ich in dieser Kurzgeschichte versteckt habe?

„Guten Morgan!“, weckte mich eine unbekannte Stimme aus tiefsten Träumen. Von wegen gut! In meinem Kopf tanzten die Presslufthammer Rumba. Nie. Wieder. Alkohol. Wo war ich nur gelandet? Blind tastete ich in den parfümierten, aber leicht verschwitzten Laken herum, fand den Körper zur Stimme und stellte überrascht fest, dass er obenrum auf jegliches Textil verzichtete. „Ey, Rumfummeln erst wieder nach dem Frühstück!“ antwortete die Unbekannte mit gespieltem Unmut, schwang sich aus dem Bett und stapfte von dannen, offenbar in Richtung Küche.

Ich blieb erst einmal liegen und sondierte die Lage: Wo hatte ich mich gestern nur wieder rumgetrieben? Und wie lange hatte ich hier im Delirium gelegen? Doch so sehr ich mir auch den Schädel zermarterte, mein Zerebrum blieb eine Antwort schuldig. Es half nichts, ich musste aufstehen.

Völlig groggy schlurfte ich in die Küche – und stolperte fast über einen Strohhaufen. „Warum liegt hier eigentlich Stroh rum?“ frage ich die schöne Unbekannte. „Na, für Rumpelstilzchen“, sagte sie, als wäre es das natürlichste auf der Welt, und zeigte auf einen kleinen Mann am Küchentisch. Das Männchen spann gerade Stroh zu Gold. „Au“, sagte ich und rieb mir den Kopf, weil ich nicht glauben konnte, was ich sah. „Aurum, ganz genau“ sagte Rumpelstilzchen und bewies ungeahnte Lateinkenntnisse. Dann widmete sich das Männchen wieder ganz seiner Arbeit.

Horch, wer kommt von draußen rein?

„Rumpelstilzchen ist zwar ein kleines Monstrum, aber wie ich Clubmitglied und ein großartiger Mitbewohner, weil er seine Miete immer pünktlich zahlt“, klärte mich meine Bettgenossin auf und reichte mir einen Pott Kaffee. Ein kleiner Sticker prangte darauf: „Eigentum von Ronja Asmussen, Schatzmeisterin Club der dichten Toten e.V.“. Zumindest kannte ich jetzt ihren Namen.

Wir waren gerade in eine hitzige Diskussion über die Sesamstraße vertieft (Oskar oder Rumpel? – Welcher Mülltonnenbewohner ist der bessere?), als es an der Tür klingelte. „Das wird Ronald sein, mein zweiter Mitbewohner“, rief Ronja und öffnete. „Der alte Rumtreiber kommt sonntags nie vor 11 nach Haus.“ Ein Mann mit weißgeschminktem Gesicht und roter, lockiger Perücke rumpelte in die Küche und rülpste einmal kräftig. Auf seiner gelben Anglerweste prangte ein dicker Ketchup-Fleck. „Von Decorum keine Spur“ murmelte das Rumpelstilzchen missbilligend.

„Heul nicht rum!“ polterte der besoffene Clown, leerte seinen Pharisäer-Flachmann über dem kleinen Männchen aus und lachte. „Lieber Rum trinken als Rumsitzen, was?“ Das begossene Männchen wrang ein paar nasse Heuhalme aus, stapfte trotzig in seine Rumpelkammer und knallte die Tür ins Schloss.

Waldo, betrunken

Ein unerwünschter Untermieter

Rumms! Da war auch schon Ronalds Kopf auf den Küchentisch geknallt. Einen Augenblick später tönte zufriedenes Schnarchen durch die Küche. Ronja zuckte mit den Schultern: „So geht es mit Tabak und Rum: erst bist du froh, dann fällst du um.“ „Wilhelm Busch“, erwiderte ich wissend, denn alkoholische Aphorismen waren mir alles andere als fremd.

„Der Arme muss zwölf Stunden am Tag auf dem Rummel arbeiten“, entschuldigte sich Ronja mit Blick auf den gefällten Clown. „Warum denn das?“ fragte ich sie. „Darum“, sagte sie, und damit war das Thema beendet. „Auf jeden Fall hast du interessante Mitbewohner“, versuchte ich die unangenehme Stille zu durchbrechen.

„Warte erst, bis Donald wach ist.“ Wie auf Kommando öffnete sich die Küchentür und herein trat ein alter Herr mit kantigem Gesicht und grau gescheiteltem Haar. „Donald Rumsfeld wohnt bei dir zur Untermiete?“ fragte ich ungläubig. Ronja zuckte mit den Schultern. „Nur zeitweise, wenn er etwas Freiraum für sich braucht. Unter Clubmitgliedern hilft man sich halt aus.“

Ich schüttelte dem unkorrumpierbaren Politiker die Hand – seine linke, mit der rechten umklammerte er eine Gitarre. „Fidel taught me some nice Riffs back in Havanna!“ erklärte mir Mr. Rumsfeld stolz, nahm sein Plektrum zwischen die Finger und legte los. Ich erkannte Julio Iglesias sofort: „Ron y Coca Cola“, 1980. Danach spielte er „Cuba Libre“ von Gloria Estefan mit so einer Wucht, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. „Musikalisch bedient er ein außergewöhnlich breites Spektrum“, lobte Ronja. Das habe zumindest ein bedeutender Kritiker der Amrumer Inselzeitung so geschrieben. „Viel Ru(h)m, viel Ehr’“, versuchte ich mich an einem Wortwitz, der in der Übersetzung ins Englische allerdings misslang.

Mozart aus dem Supermarkt

„Ich muss jetzt mal los ins Einkaufszentrum“, sagte Ronja plötzlich unvermittelt. „Ich brauche noch eine Großpackung Mozartkugeln für unsere Clubparty heute Abend. Kommst du auch rum?“ Ich zögerte ein wenig. Ein wenig seltsam war dieser Ort ja schon – und ich noch immer etwas verkatert. „Hey, Karl-Heinz Rummenigge und Ron Weasley wollen auch kommen! Zumindest haben sie das in unser Forum geschrieben.“ Wer konnte da noch nein sagen… Die beiden Sportskanonen könnten mir endlich diese vermaledeite Abseitsregel beim Quidditch erklären!

„Dann steh hier mal nicht so Cognac“, witzelte Ronja frei nach Heinz Erhardt, nahm meine Hand und zog mich aus der Wohnungstür in Richtung Zentrum. „Ist eine Bring-Your-Own-Bottle-Party – da kannst du mich direkt begleiten.“ Ich tat wie mir geheißen – und nahm Ronjas Einkäufe selbstredend mit auf die eigene Rechnung. „Summa summarum macht das Siebenundsiebzigneunundfuffzich“, flötete mir die Verkäuferin zu, nachdem sie die Mozartkugeln und mehrere Kästen Alkoholika über den Barcodeleser geschoben hatte. „Aber weil Sie es sind, Siebenundsiebzig.“ Die Gute war erst kürzlich von ihrem Wanderurlaub im Karakorum-Hochgebirge zurückgekehrt und daher von einer seltenen Großzügigkeit beseelt.

Hand in Hand verließen wir den Supermarkt – hintenrum, weil der Vorderausgang gesperrt war. Das könnte etwas für’s Futurum werden, dachte ich, als wir die Straßen entlang schlenderten und zusammen herumalberten. Nur diese eine Frage lag mir noch auf der Zunge. „Keine Sorge, mein Maturum liegt längst hinter mir“, lachte Ronja, doch darum ging es nicht. „Sag mal, von welchem Club redest du eigentlich immer?“ „Dreimal darfst du raten!“ lachte Ronja. Und reichte mir eine Flasche Barcadi.

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