Morgenlyrik eines durstigen Pendlers

Morgens um fünf klingelt der Wecker, weil man den ICE kriegen muss. Unterwegs noch schnell einen Tea-to-go gegriffen und ein Gedicht ins iPhone gehämmert.

Ein Beutel
voll zerstobener Pflanzen
ertränkt im kochenden Ozean
der Bahnhofkiosksfrau.

Ein Faden,
sanft baumelnd über den Papprand
dem sichtbaren Teil eines OBs
nicht unähnlich.

Eine Lippe,
über die Trinkwulst streifend
in durstiger Erwartung
auf den Orgasmus der Geschmacksknospen.

Eine Zunge,
ungeduldig, durchs Feuer gegangen,
und doch nicht geläutert,
keinen Deut weiser.

Ein Aroma,
den toten Pflanzen abgepresst,
und doch so wohlig,
die Kehle kuschelnd.

Ein Strahl,
ungeduldig, auf Heimkehr drängelnd,
durchbricht seine Fesseln
und dampft in der kalten Morgenluft.

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